Macro
Die ewige Suche nach dem richtigen Objektiv
Es ist noch gar nicht lange her, da suchte ich nach einem neuen Objektiv, es sollte ein Makro-Objektiv sein, für die Sony Alpha 7R III.
Grundsätzlich kamen da drei Objektive in die nähere Auswahl:
• Das Sony 90mm f/2.8 Makro G OSS
• Das Sigma 105mm f/2.8 DG DN Macro Art
• Das Tamron 90mm f/2.8 Di III Macro
Der Ausgangspunkt war ein Minolta 100mm f/2.8 Macro, das ich vorher an der Alpha 68 und später an der Alpha 7 mit FE Adapter genutzt habe. Das neue Macro sollte von der Abbildungsqualität ebenbürtig oder besser sein. Es sollte schneller sein (eigener Fokusmotor) und eine ähnliche Brennweite haben. Und es sollte ohne Adapter an die Alpha 7 passen.
Also habe ich alle drei in Frage kommenden Objektive zum Testen bei mir gehabt. Aus den Testberichten, die ich vorher gelesen hatte war mir klar, dass die Objektive in Sachen Abbildungsqualität alle meine Vorstellungen erfüllen oder übertreffen würden. Also lag das Hauptaugenmerk bei meinen Testreihen auf der Bedienung und den äußeren Merkmalen. Um die gebotene Qualität wirklich ausnutzen zu können, werde ich wohl noch eine ganze Weile üben müssen.
Die Objektive weisen in der Bedienung tatsächlich gravierende Unterschiede auf, das hätte ich so nicht erwartet. Und was mir in der Beschreibung und in den Tests als Feature erschien, erwies sich in meinem eigenen Workflow eher als hinderlich.
Das Sony 90mm f/2.8 Makro G OSS

Um es gleich vorweg zu nehmen, das Objektiv passt von allen dreien am besten zur Kamera, was nicht weiter verwundert, stammen doch beide von demselben Hersteller. ich will mich jetzt nicht weiter über technische Details und Abbildungsqualität auslassen, technisch und bildtechnisch ist das Objektiv hervorragend. Das Objektiv ist auch jenes, welches ich nur relativ kurze Zeit testen konnte.
Wenn ich fotografiere nutze ich meist einen Fokusmodus, der Autofokus und Manualfokus kombiniert (mit AF fokussieren und dann per MF nachkorrigieren). Dabei hat sich herausgestellt, das der Fokusring am Objektiv ein grandioses Feature hat, man kann durch vor- und zurückschieben des Rings von AF auf MF umschalten. Leider hat die Sache einen Haken: Nach der Umschaltung von AF auf MF hat der Ring eine Art Absolutposition. Im AF Betrieb ist die Position des Rings (und damit die Korrektur) relativ zum Fokuspunkt. Wenn ich also ein Objekt anfokussiere und dann korrigieren will, folgt der Fokus der Drehung des Rings. Schiebe ich den Ring aber in die MF Position ändert sich der Fokus sofort, weil die Position des Rings zum Fokuspunkt nicht mehr relativ sondern absolut ist. Je nachdem also wo der Ring im AF Betrieb stand, muss ich nach dem Umschalten komplett neu manuell fokussieren. Dieser Umstand hat mich schon bei der relativ kurzen Testreihe fast in den Wahnsinn getrieben und ließ mich das Feature irgendwann nicht mehr nutzen.
Das Objektiv hat einen Bildstabilisator (OSS), der nicht so sehr zum Tragen gekommen ist. Einerseits hat auch die Kamera einen Stabilisator - ich bin nicht sicher, wie die beiden Stabilisatoren zusammenarbeiten - andererseits habe ich meist entweder genug Licht oder einen Blitz zur Verfügung.
Das Sigma 105mm f/2.8 DG DN Macro Art

Das zweite getestete Objektiv war das 105mm Sigma. Von der Brennweite her die beste Option, weil noch ein wenig länger als das alte 100mm Minolta, was für kleine Objekte praktisch sein kann, weil sich die Fokusdistanz ein wenig erhöht. In der Praxis macht sich das aber fast nicht bemerkbar.
Wie auch beim Sony ist die Abbildungsqualität jenseits dessen, was ich ausreizen kann. Deshalb will ich darüber nicht viele Worte verlieren. Eine lustige Anekdote führte zu heftiger Verwirrung meinerseits, war aber am Ende einem Bedienerfehler zuzuschreiben. Das Sigmal hat einen Blendenring, was ich sehr praktisch finde, weil ich sehen kann, welche Blende eingestellt ist, auch wenn ich Display oder Sucher nicht im Blick habe. Allerdings ist keine Blendeneinstellung über die Kamera möglich. Dachte ich. Was ich nicht wusste war, es gibt bei dem Blendenring eine Position "A", die dafür sorgt, dass die Kamera die Kontrolle über die Blende übernimmt.
Was aber subjektiv für mich ein echtes Manko des Objektivs ist, ist die sehr träge und unpräzise Umsetzung der Drehung am Fokusring. Der AF fokussiert schnell und sicher (ok, das Sony ist schneller), aber die Korrektur per MF ist eher ein Zufallsprodukt. Es dauert nach der Drehung am Fokusring einige Bruchteile einer Sekunde, bis der Fokus reagiert. Das bedeutet, dass ich grundsätzlich wegen der fehldenden Reaktion zu weit gedreht habe.
Das Tamron 90mm f/2.8 Di III Macro

Und zuletzt noch das Tamron Macro, als letztes Objektiv zum Testen bei mir eingetroffen musste es beweisen, dass es irgendwie mehr kann als die anderen beiden. Kann es nicht.
Aber das was es kann macht es sehr ordentlich. Die Problemquelle (für mich!) Fokusring ist bei diesem Objektiv keine Problemquelle, der Manualfokus funktioniert schnell und präzise, egal ob vorher automatisch vorfokussiert wurde oder nicht. Das Objektiv besitzt eine geradezu monströse Streulichtblende, das muss den Leuten bei Tamron bewusst gewesen sein, deshalb gibt es in der Blende einen kleinen Schieber, den man öffnen und ein darunter liegendes Filter (z.B. Polfilter) drehen oder verschieben kann. Eine hübsche Lösung, aber eine etwas weniger ausladende Streulichtblende hätte es vielleicht auch getan.
Der Autofokus ist schnell (ok, langsamer als beim Sony), sitzt präzise und wenn die Kamera (oder der Kamerabediener) das Ziel nicht verfehlt, wird das Foto am Ende auch scharf. Die Bildqualität ist wie bei den anderen Objektiven sehr gut, so gut, dass es für mich eine echte Aufgabe darstellt, das komplett auszureizen.
Ein interessantes Zusatzfeature ist der USB-C Anschluss, mit dem man das Objektiv mit dem Rechner verbinden und mittels einer Software von Tamron diverse Parameter am Objektiv ändern kann. Unter anderem den Drehumfang des Fokusrings für den Fokusweg, das finde ich nach wie vor eine sehr gute Idee. Schade, dass sich das nicht während des Betriebs einstellen lässt, so per Umschalter. Auch der AFL/AEL Knopf am Objektiv lässt sich auf verschiedene Funktionen programmieren.
Fazit
Nach verschiedenen Testreihen und mehr oder weniger guten und frustrierenden Erlebnissen und Ergebnissen habe ich mich für das Tamron entschieden. Ausschlaggebend war der problemlos und sicher funktionierende manuelle Fokus (auch wenn ich den deutlich seltener benutze als gedacht). Eine etwas weniger monströse Streulichtblende fällt demnächst wohl aus dem 3D Drucker. Insgesamt war die Entscheidung nicht leicht, weil alle drei Objektive einfach sehr nahe beieinander liegen. Subjektiv hatte das Tamron ein wenig die Nase vorn, das kann aber bei einer anderen Person auch wieder ganz anders aussehen.
